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machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl-
ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen
Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt
den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten-
losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die
Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er-
folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen,
welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen
gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht.
Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt
ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden,
und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche
von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft,
die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von
Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter-
graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von
Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein
Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll,
sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht
bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar
Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent-
wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen
und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür-
dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe.
Dritter Ieitraum.
Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr.
Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe-
rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all-
mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als
auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann
ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden:
Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai-
sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180.
Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des
Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten
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Extrahierte Personennamen: Sulla Cäsar Julius_Cäsar
Octavianus Cäsar Marc_Aurel Augustus
49
Hoheitsrecht und die herrschende Gewalt des Volkes hervor.
In diesen wurde über die wichtigsten Angelegenheiten des Staa-
tes entschieden: über Krieg und Frieden, über Annahme neuer
Gesetze, über die Wahl und die Bestätigung obrigkeitlicher Per-
sonen, selbst des Königs. Allen entscheidenden Versammlungen
gingen Auspicien voran, die durch drei Auguren, als Repräsen-
tanten der drei Tribus, beobachtet wurden; den Wahlversamm-
lungen auch Opfer. Au der Spitze des Ganzen stand der Kö-
nig, welcher in seiner Person drei Würden vereinigte: er war
oberster bürgerlicher Beamter, oberster Priester und oberster Heer-
führer. Die Wahl ging vom Senate aus, die Bestätigung von
den Curien. Hatte nun der angenommene König auch die Be-
stätigung der Götter durch günstige Augurien erhalten, so ertheil-
ten ihm die Curien in einem nochmaligen Beschluß die volle
Gewalt. D Ihn umgab eine Leibwache von dreihundert Rittern,
Celeres, deren Anführer tribunus Celerum hieß. So oft er
öffentlich erschien, schritten zwölf Lictoren in stattlicher Reihe
vor ihm her und trugen ihm die Fasces, Bündel mit Beilen
und Stäben, vor. Auch war ihm ein Senat beigeordnet, um
mit demselben das Beste der ganzen Gemeinde zu berathen.
Dieser bestand anfangs aus hundert Mitgliedern; nach der Ver-
einigung der Römer und Sabiner aus zweihundert, und seit
Tarquinius Priscus aus dreihundert. Die Mitglieder des Se-
nats wurden vorzugsweise Patres genannt und ihre Nachkom-
men Patricii. D Der Senat wurde von dem Könige zur Bera-
thung versammelt; er selbst führte in demselben den Vorsitz.
Es tritt demnach in der römischen Staatsverfassung eine drei-
fache Gewalt Pervor: eine berathen de, eine beschließende
und eine ans führen de; und die Macht des Königs selbst
war eine beschränkte.
Als Stifter und Begründer aller dieser Einrichtungen wird
Romulus angegeben. Er regierte mit Kraft und Ansehen und
6) Daher die lex curiata de imperio.
7) Patres ab honore, patriciique progenies eoruin appellati. Liv. —
Nach der Ansicht neuerer Geschichtsforscher soll der Name Patres auch
römische Patres familias der alten Zeit bedeuten, und somit wären
Patres sämmtliche selbstständige Bürger, Patricii diejenigen, welche durch
Verwandtschaft zu ihnen gehören.
Wetter, Geschichte der Römer.
4
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50
verbreitete Schrecken um seinen Thron. Glorreich wie sein Le-
den war auch sein Tod. An- einem Tage, wo er Heerschau
hielt über das Volk, verfinsterte sich plötzlich die Sonne, ein
Sturm erhob sich mit Donner und Blitz, und eine schwarze
Wetterwolke umhüllte den König, der von da an auf Erdeu
nicht mehr gesehen wurde. Das Volk, wurde unruhig und for-
derte Rechenschaft von den Senatoren. Da versicherten diese:
der Kriegesgott selbst habe den vollendeten Sohn auf feurigem
Wagen gen Himmel geführt. Ja, der Senator Proculus Julius
verkündigte einige Tage später in öffentlicher Volksversammlung:
Romulus Geist sei ihm in glorreicher Gestalt vom Himmel er-
schienen, habe Roms Bürgern Glück und Segen verheißen und
verlangt, daß sie ihn, jetzt zum Gotte erhoben, auch göttlich,
unter dem Namen Quirinus, verehren sollten. Seitdem ver-
ehrte ihn das Volk wirklich als seinen Gott Quirinus und ver-
gaß, daß er vielleicht von den herrschsüchtigen Senatoren er-
mordet sei.
Nach dem Tode des Nomulus blieb der Thron ein ganzes
Jahr hindurch unbesetzt, und der Senat selbst übernahm die Re-
gierung.^) Von den zehn ersten Senatoren — und das waren
die Vorsteher der zehn Decurien der Ramnes — regierte Jeder,
in wechselnder Ordnung, fünf Tage lang und hatte als Jnter-
rer die königliche Gewalt und ihre Insignien. Hätte das Volk
dazu geschwiegen, so würde wohl gar kein König wieder erwählt
sein. Allein es klagte laut über die neue Vielherrschaft und
drang mit Gewalt auf die Abstellung derselben. Zugleich regte
sich die Stammeifersucht der Römer und Sabiner. Der ganze
Streit wurde endlich mit dem Vergleiche geschlichtet, daß die
Römer aus dem Stamme der Sabiner wählen sollten. Ihre
Wahl fiel auf den durch Frömmigkeit und Weisheit hochberühm-
ten Sabiner Numa Pompilius.
tz. 12. Auma Pompilius. 715—672.
Dieser hatte zwar nicht den kriegerischen Sinn des Romu-
lus, aber alle Eigenschaften eines großen Gesetzgebers und eines
gerechten und weisen Regenten. Durch seine religiösen Einrich-
8) Eine solche Zwischenregierung wurde Interregnum genannt.
t
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Extrahierte Personennamen: Julius Romulus Numa_Pompilius Pompilius
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gos; sie trieb lebhaften Verkehr und war berühmt als uralter
Sitz etrurischer Kunst und Religion. Hier herrschte zur Zeit
der Ankunft des Äneas in Italien Mezentius. — Im Innern
des Landes, auf beiden Seiten der Aurelischen Straße von N.
nach S. finden sich folgende Städte: Luca (Lucca), wo Cäsar
während des gallischen Feldzuges seinen Winterfitz hatte, gehörte
bis auf Augustus zu dem cisalpinischen Gallien. — Pistoria
(Pistoja), wo Catilina mit seinem Heere vernichtet wurde. —
Fäsulä (Fiesolo) hoch auf einem Felsen gelegen mit der reizenden
Aussicht in das Arnothal; Bewunderung erregen auch noch jetzt die
Ruinen eines kolossalen Theaters. — F lorentia (Florenz) am
Arno, eines der blühendsten Municipien und auch im Mittel-
alter von hoher Bedeutung. Hier war die Geburtstätte des
Dante, Michel Angelo, Macchiavelli und Amerigo Vespucci. —
Arretium (Arrezzo), die Geburtstätte des Mäcenas und des
Petrarca. — Clusium (Chiüsi), wo Porsenna herrschte. —
Perusia (Perugia), nicht weit vom See Trafimenus, bekannt
durch den perusinischen Krieg im Jahre 41 zwischen Antonius
und Octavian. — Falerii, deren Einwohner Falisci hießen,
lag auf einem steilen Bergkegel und wurde von Camillus er-
obert. Westlich von der Stadt soll der berühmte Tempel der
Voltumnä gewesen sein, bei welchem die Bundesstaaten Etru-
riens gewöhnlich ihre Versammlungen hielten. — Veji (Ein-
wohner Vejentes), die größte und mächtigste Stadt Etruriens,
welche über 100,000 Einwohner zählte. Nach der Eroberung
durch Camillus im Jahre 396 blieb sie öde und unbewohnt bis
auf Cäsar, der hier eine Kolonie gründete.
2. Latium. Dieses bildete den Mittelpunkt der römischen
Weltherrschaft. Es hatte nicht immer dieselben Grenzen. Das
alte Latium (Tatium vetus) erstreckte sich von der Tiber bis zum
Vorgebirge Circeji. Seit dem Jahre 338 v. Ehr. aber, als die
im Süden und Osten vom alten Latium wohnenden Völker, die
Aquer, Her^iker, Vols^r und Aurunker besiegt waren, wurde
das unterworfene Gebiet als Fatium novum oder ackieetum mit
eingerechnet, so daß Latium sich nun bis über den Liris hinaus
erstreckte. Es ist sehr gebirgig und wasserreich. Der Haupt- '
ström ist die Tiber (liblris) und nach dem Po der größte Fluß
Italiens. Er entspringt auf den sabinischen Apenninen oberhalb
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Extrahierte Personennamen: Luca Cäsar Augustus Catilina Arno Michel_Angelo Macchiavelli Porsenna Antonius Octavian Camillus Cäsar
187
Erklärung, ob er die Eroberung wieder herausgeben wolle oder
nicht. Und als der König durch Ausflüchte auszuweichen suchte,
zog der Gesandte um ihn einen Kreis mit den Worten: „Bevor
du aus diesem Kreise trittst, mußt du dich entscheiden!" Darüber
erschrak der König so sehr, daß er auf der Stelle nachgab.
Nach dessen Tode hielten die Römer den eigentlichen Thronerben
Demetrius als Geißel zu Rom zurück, und setzten den neunjäh-
rigen Antiochus V. ein, um die Vormundschaft über den Unmün-
digen führen zu können; aber Demetrius entfloh aus Rom und
bemächtigte sich seines Thrones. Ägypten theilten sie unter die
beiden Brüder Philometor und Physkon, um das Reich durch
Zerstückelung zu schwächen.
Durch jene Siege, welche die Herrschaft der Römer im
Osten ausbreiteten, war eine außerordentliche Beute in den rö-
mischen Staatsschatz zusammengeflossen. Insbesondere hatte Ämi-
lius Paulus in seinem prunkvollen Triumphzuge eine so große
Masse des geprägten und ungeprägten Goldes und Silbers, der
Edelsteine und anderer Kostbarkeiten mit aufgeführt, daß von
nun an, zum Nachtheile der Sitten, des Ackerbaues und des
häuslichen Glückes, alle Steuern für römische Bürger in Italien
hundertvierundzwanzig Jahre hindurch aufhörten.
Der dritte punische Krieg. 149—146
§. 45. Karthago's Untergang. 146.
Jetzt schien endlich auch die passende Zeit gekommen zu
sein, den letzten Schlag gegen das verhaßte Karthago auszufüh-
ren. Während des fünfzigjährigen Friedens hatte dieses durch
seinen noch immer nicht unbedeutenden Seehandel und durch den
Verkehr mit dem Innern Afrika's allmälig sich wieder erholt
und- war zu einem Wohlstände gelangt, der die neidischen Blicke
der Römer bald wieder auf sich zog. Es beunruhigte sie, diese
alte Nebenbuhlerin zu einer neuen gefährlichen Macht aufblühen
zu sehen, und schon ließen im Senate Stimmen sich vernehmen,
die, um alle Besorgniß für die Zukunft zu heben, Karthago's
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205
Minen, nein, durch alle Maschinen einer förmlichen Belagerung
suche Cäsar den Staat zu stürzen. Es ward immer wahrschein-
licher, daß Sulla's Prophezeiung an ihm in Erfüllung gehen
werde. Das Volk erhob seinen Liebling von Stufe zu Stufe.
Im Jahre 63 übertrug es ihm das Oberpontificat, im Jahre
62 die Prätur, und für das folgende Jahr die Verwaltung der
Provinz Lufitanien. Der reiche Crassus mußte als Bürge cin-
schreiten, damit seine Gläubiger ihm nur verstatteten, Rom zu
verlassen; denn er verschuldete ihnen 830 Talente. Auf der
Reise dahin sprach er mitten in den Alpen zu seiner Umgebung
das Wort: er wolle lieber in einem Alpendorfe der erste, als in
Rom der zweite sein. In tapfern Kämpfen gegen die Lusita-
nier, die er bis an die Küste des Oceans verfolgte, erneuerte
und steigerte er seinen Kriegesruhm. Überdies brachte er ein
ungeheueres Vermögen mit nach Rom zurück, wodurch er sei-
nen Bewerbungen um das Consulat verstärkten Nachdruck geben
konnte.
Jetzt strebte er nach dem Confuíate und verband sich des-
halb auf das engste mit dem mächtigen Pompejus. Wegen der
erlittenen Demüthigung grollte dieser dem Senate und der
ganzen Aristokratie; jvon dem neuen Cónsul konnte er die Be-
stätigung seiner in Asien getroffenen. Einrichtungen erwarten.
Zugleich söhnte Cäsar den unruhigen, über jedes Verdienst eifer-
süchtigen Crassus mit dem Pompejus aus, indem er sie auf die
Vortheile aufmerksam machte, die ihre Zwietracht ihren Feinden,
ihre Eintracht ihren Freunden gewähren müßte, und wie sie,
wenn sie alle drei ihre Macht und ihren Einfluß vereinigten,
über die Republik nach Gefallen verfügen, ihren Anhängern ge-
fällig, ihren Widersachern fürchterlich werden könnten. Cäsar's
Vorschlag fand ihren Beifall; und die drei Männer gingen im
Jahre 60 eine geheime Verbindung oder vielmehr Verschwörung
ein, worin sie sich eidlich verpflichteten, sich gegenseitig in ihren
Zwecken und Unternehmungen zu unterstützen und den Staat nach
ihrer eigenen Willkür zu regieren '). Dieser „Bund der Klug-
heit mit dem Ruhme und Reichthume, durch welchen der Eine
') Societatem cum utroque iniit, ne quid ageretur in república, quod
displicuisset ulli e tribus. Suet. Caesar c. 19.
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284
§. 67. Casar s Ende,
Jetzt kehrte Cäsar als Herr und Gebieter des römischen
Reiches nach der Hauptstadt zurück und feierte hier wegen des
Sieges bei Munda, wiewohl er über Mitbürger gesiegt hatte,
gegen alle alte Sitte und Gewohnheit einen Triumph. Der
Senat aber, der ganz aus seinen dienstbaren Geschöpfen bestand,
ließ sich zur niedrigsten Schmeichelei herab und überhäufte den
Sieger mit unerhörten, zum Theil göttlichen Ehrenbezeugungen.
Man begrüßte ihn als Vater des Vaterlandes, decretirte ihm
ein Dankfest von fünfzig Tagen, ernannte ihn zum Dictator
auf Lebenszeit, zum Consul auf zehn Jahre. Der Ehrentitel
Imperator, der in der Regel nur dem siegreichen Feldherrn auf
der Wahlstatt verliehen wurde, sollte ihm für immer bleiben
und sogar in seiner Familie sich forterben. Außerdem ertheilte
man ihm das Recht, alle bisher vom Volke ertheilten Magistrate
zu ernennen und Münzen mit seinem Bilde zu prägen. Der frü-
Here Monat Quinctilis wurde nach ihm Julius genannt. Er hatte
die freie Verwaltung des Staatsschatzes, einen goldenen Sitz im
Senate und bei Gericht, eine Statue unter denen der alten Kö-
nige, eine unter jenen der Götter, mit der Inschrift: „dem un-
überwindlichen Gotte," ferner das Priesterthum, Götterkissen und
andere göttliche Ehrenbezeugungen. Über jedem Gipfel bürgen
licher und menschlicher Größe erhaben, ließ Cäsar es sich ange-
legen sein, die höchste Gewalt nur zum Wohle des Staates zu
verwenden, so daß er als Staatsmann und Feldherr gleich be-
wundert wurde. Nichts schien dem glücklichen Herrscher mehr
zu fehlen, als die königliche Krone; denn alle königliche Gewalt
besaß er schon in ihrem ganzen Umfange. Daß er auch nach
jener strebte, wurde bald bei einzelnen Vorgängen offenbar.
Als er einst bei dem Feste der Lupercalien in einem goldenen
Stuhle auf dem Markte saß, näherte sich der Consul Antonius,
fiel vor ihm nieder und überreichte ihm ein mit Lorbeer umwun-
denes Diadem. Als aber das Volk durch Schweigen seinen
Unwillen hierüber deutlich genug an den Tag legte, wies Cäsar
das Geschenk zurück, und nun hallte der Markt wieder vom
Jubel des Volkes. Noch einmal bot ihm Antonius die Krone
an, und noch ein Mal lehnte sie Cäsar unter noch lauterem
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Julius Cäsar Consul_Antonius Antonius Cäsar Cäsar Antonius Cäsar
304
tugend der Vorfahren empfänglich. Brod und Spiel (panem
et oiro6n868) waren die einzigen Wünsche des nur auf Genuß
des Augenblicks bedachten Volkes. Daher fiel es dem klugen
Octavian, welcher tiefe Einsicht und Herrschergaben mit Milde,
Mäßigung und Beharrlichkeit verband, nicht schwer, die römische
Republik in eine Monarchie umzuwandeln, zumal da er hie-
bei der verjährten Vorurtheile nach Möglichkeit schonte. Durch
Cäsar's Schicksal gewarnt, vermied er sorgfältig alles, wodurch
er den Unwillen der Römer gegen sich hätte erregen können.
Er ließ den Senat, die Consuln, die Tribunen, kurz alle Wür-
den des ehemaligen Freistaates bestehen, doch nur dem Namen
nach; der That nach vereinigte er sie allmälig in seiner Person
und regierte unumschränkt. Auch nahm er wiederholt den Schein
an, als sei er ganz bereit, das lästige Geschäft der Negierung
uiederzulegen und in das Privatleben zurückzukehren. Durch die
demüthigen Bitten seiner Freunde und Anhänger aber, welche
diesen Wunsch wohl zu deuten wußten, ließ er sich jedesmal
gern bewegen, dieselbe auf eine bestimmte Zeit, gewöhnlich nur
auf fünf oder zehn Jahre, wieder zu übernehmen, bloß um sich
dem Vaterlande, wie er vorgab, durch die Übernahme dieser
lästigen Bürde gefällig zu erweisen; — ein Gaukelspiel, das er
bis zu seinem Tode fortsetzte. Bei aller Machtfülle, die er be-
saß, nahm er die bescheidene Miene eines bloßen Bürgers au.
Er speisete, wohnte und kleidete sich nicht besser als zuvor; nur
umgab er sich zur Sicherheit mit einer Leibwache. Ihm zur
Seite standen als Freunde und Rathgeber Agrippa und Mä-
cenas, zwei Männer, von welchen der erstere durch seine
großen Kriegeskenntnisse, der andere durch seinen Sinn für
Künste und Wissenschaften, Beide aber durch große Klugheit und
Mäßigung sich allen empfahlen.
Octavian wurde bei seiner Ankunft in Rom, die im Ser-
tilis (nach ihm Augustus benannt) des Jahres 29 erfolgte, mit
den ausschweifendsten Ehrenbezeugungen empfangen. Ihm wurde
wegen seiner Siege in Dalmatien, bei Actium und in Ägypten
ein dreifacher Triumph bewilligt; und rauschende Feste und
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Extrahierte Personennamen: Rathgeber_Agrippa Octavian Augustus
305
Spiele aller Art schlossen sich an dieses Siegesgepränge. Es
herrschte jetzt Friede im ganzen Umkreise des römischen Reiches,
und der Tempel des Janus wurde zum dritten Male geschlossen.
Der Senat ernannte den glücklichen Sieger zum beständigen
Imperator, wie damals den Cäsar, und legte hiedurch den
unbeschränkten Oberbefehl über die ganze Kriegesmacht und die
Bestimmung über Krieg und Frieden in seine Hand. Daö war
der erste Schritt zur Monarchie, der noch in demselben Jahre
29 erfolgte. Um den herabgesunkenen Senat wieder in den
Augen des Volkes zu heben und zugleich seinen Einfluß auf
denselben zu sichern, ließ sich Octavian im Jahre darauf zum
Censor ernennen und nahm als solcher eine Läuterung des
Senats (leetio senatus) vor. Außer den unwürdigen Mitglie-
dern wurden auch seine Widersacher aus demselben entfernt, und
die erledigten Stellen mit seinen Freunden und Anhängern wie-
der besetzt. Er selbst wurde unter dem Titel prineops Leimtus
zum Oberhaupte desselben ernannt, und dadurch auch die Leitung
aller Verhältnisse, über welche der Senat entschied, in seine
Hand gelegt. Dieser stand nun allen seinen Wünschen zu Ge-
bote. Um seine ehrsüchtigen Plane unter dem Gewände der
Mäßigung und der Bescheidenheit zu verdecken, trat der Impe-
rator, nach einer Verabredung mit seinen Freunden und Ver-
trauten, im Januar 27 in der Senats - Versammlung mit der
Erklärung auf, daß er, nachdem er allein vier ganze Jahre
hindurch die Regierung geleitet, gesonnen sei, sie niederzulegen
und in das Privatleben zurückzukehren. Die Senatoren, welche
diese Erklärung zu deuten wußten, warfen sich ihm, wie einem
Gotte, der das Geschick der Welt in seiner Hand hält, zu Fü-
ßen und baten ihn, er mögte die Republik nicht verlassen, welche
er gerettet und noch zehn Jahre die oberste Leitung behalten,
um sie vollends zu ordnen. Er ergab sich nach einigem Sträu-
den und erhielt dafür aus Dankbarkeit und Schmeichelei den
Titel „Vater des Vaterlandes" und „Augustus," d. i.
der Geweihte, der Erhabene. Dieser letzte Titel, der auch auf
seine Nachfolger überging, umgab ihn mit einem Glanze, welcher
etwas Übermenschliches und Heiliges an sich hatte. Im Jahre
23 wurde ihm auch die tribunirische Gewalt auf Lebens-
zeit übertragen, die nach altem Gesetze seiner Person völlige
Weiter, Geschichte der Römer. 20
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
306
Unverletzlichkeit gewährte, so daß von nun an jeder Versuch,
den neuen Machthaber zu stürzen, als M a j e st ä t s v e r b r e ch en
angesehen und bestraft wurde. Als Inhaber der höchsten Tri-
bunengewalt, mit der Vollmacht, seine übrigen Collegen zu wäh-
len, war er Vertreter des Volkes, dessen Versammlungen daher
immer machtloser wurden. Gleichzeitig wurde ihm für immer
die pro con sula rische Gewalt übertragen, durch welche alle
Provinzen und deren Statthalter ihm untergeben waren. Im
Jahre 19 wurde ihm die wichtige consularische Gewalt
auf Lebenszeit übertragen. Mit dieser Würde verband er am
Ende des Jahres 13 die durch den Tod des Lepidus erledigte
Stelle des Pontifer marimus und des Vorstandes der ver-
schiedenen Priestereollegien, wodurch ihm auch der Einfluß zuge-
sichert wurde, welchen diese Collegien noch auf die Leitung der
öffentlichen Angelegenheiten haben konnten.
So wußte sich der kluge und gewandte Imperator eine
Reihe von Jahren hindurch von Stufe zu Stufe hinaufzu-
schwingen, bis er den Höhepunkt erreicht hatte, von wo aus er
als alleiniger Herr und Gebieter, jedoch unter Beibehaltung der
republikanischen Formen, Rom und den Erdkreis regieren wollte
§. 72. tteue Einrichtungen unter Augustos.
Augustus machte von der höchsten Gewalt, die ihm über-
tragen war, einen höchst weisen und gemäßigten Gebrauch und
verwandte sie fast einzig zum Wohle des Staates. Unter
seinen Einrichtungen sind folgende die wichtigsten:
1. Der Senat, welchen er neu organisirte, bestand aus
600 Mitgliedern, die auch später vom Princeps nicht bloß aus
Römern, sondern auch aus Italikern und Provinzialen ernannt
wurden. Den senatorischen Eensus setzte er auf 1,200,000 Se-
stertien, das Alter auf 25 Jahre fest. Regelmäßig wurden in
jedem Monate zwei Versammlungen unter dem Vorsitz des Prin-
ceps gehalten, und bei einer Anwesenheit von 400 Mitgliedern
war die Versammlung beschlußfähig. Zur Vorbereitung der
Geschäfte, die vor den Senat gebracht werden sollten, auch zu
') Lepidi atque Antonii arma in Angustum cessere, qui cuneta
discordiis civilibus fessa nomine Principis sub imperium accepit.
Tac. annal. I, 1.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]