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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 42

1849 - Münster : Coppenrath
42 machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl- ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten- losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er- folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen, welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht. Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden, und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft, die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter- graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll, sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent- wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür- dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe. Dritter Ieitraum. Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr. Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe- rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all- mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden: Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai- sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180. Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 49

1849 - Münster : Coppenrath
49 Hoheitsrecht und die herrschende Gewalt des Volkes hervor. In diesen wurde über die wichtigsten Angelegenheiten des Staa- tes entschieden: über Krieg und Frieden, über Annahme neuer Gesetze, über die Wahl und die Bestätigung obrigkeitlicher Per- sonen, selbst des Königs. Allen entscheidenden Versammlungen gingen Auspicien voran, die durch drei Auguren, als Repräsen- tanten der drei Tribus, beobachtet wurden; den Wahlversamm- lungen auch Opfer. Au der Spitze des Ganzen stand der Kö- nig, welcher in seiner Person drei Würden vereinigte: er war oberster bürgerlicher Beamter, oberster Priester und oberster Heer- führer. Die Wahl ging vom Senate aus, die Bestätigung von den Curien. Hatte nun der angenommene König auch die Be- stätigung der Götter durch günstige Augurien erhalten, so ertheil- ten ihm die Curien in einem nochmaligen Beschluß die volle Gewalt. D Ihn umgab eine Leibwache von dreihundert Rittern, Celeres, deren Anführer tribunus Celerum hieß. So oft er öffentlich erschien, schritten zwölf Lictoren in stattlicher Reihe vor ihm her und trugen ihm die Fasces, Bündel mit Beilen und Stäben, vor. Auch war ihm ein Senat beigeordnet, um mit demselben das Beste der ganzen Gemeinde zu berathen. Dieser bestand anfangs aus hundert Mitgliedern; nach der Ver- einigung der Römer und Sabiner aus zweihundert, und seit Tarquinius Priscus aus dreihundert. Die Mitglieder des Se- nats wurden vorzugsweise Patres genannt und ihre Nachkom- men Patricii. D Der Senat wurde von dem Könige zur Bera- thung versammelt; er selbst führte in demselben den Vorsitz. Es tritt demnach in der römischen Staatsverfassung eine drei- fache Gewalt Pervor: eine berathen de, eine beschließende und eine ans führen de; und die Macht des Königs selbst war eine beschränkte. Als Stifter und Begründer aller dieser Einrichtungen wird Romulus angegeben. Er regierte mit Kraft und Ansehen und 6) Daher die lex curiata de imperio. 7) Patres ab honore, patriciique progenies eoruin appellati. Liv. — Nach der Ansicht neuerer Geschichtsforscher soll der Name Patres auch römische Patres familias der alten Zeit bedeuten, und somit wären Patres sämmtliche selbstständige Bürger, Patricii diejenigen, welche durch Verwandtschaft zu ihnen gehören. Wetter, Geschichte der Römer. 4

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 50

1849 - Münster : Coppenrath
50 verbreitete Schrecken um seinen Thron. Glorreich wie sein Le- den war auch sein Tod. An- einem Tage, wo er Heerschau hielt über das Volk, verfinsterte sich plötzlich die Sonne, ein Sturm erhob sich mit Donner und Blitz, und eine schwarze Wetterwolke umhüllte den König, der von da an auf Erdeu nicht mehr gesehen wurde. Das Volk, wurde unruhig und for- derte Rechenschaft von den Senatoren. Da versicherten diese: der Kriegesgott selbst habe den vollendeten Sohn auf feurigem Wagen gen Himmel geführt. Ja, der Senator Proculus Julius verkündigte einige Tage später in öffentlicher Volksversammlung: Romulus Geist sei ihm in glorreicher Gestalt vom Himmel er- schienen, habe Roms Bürgern Glück und Segen verheißen und verlangt, daß sie ihn, jetzt zum Gotte erhoben, auch göttlich, unter dem Namen Quirinus, verehren sollten. Seitdem ver- ehrte ihn das Volk wirklich als seinen Gott Quirinus und ver- gaß, daß er vielleicht von den herrschsüchtigen Senatoren er- mordet sei. Nach dem Tode des Nomulus blieb der Thron ein ganzes Jahr hindurch unbesetzt, und der Senat selbst übernahm die Re- gierung.^) Von den zehn ersten Senatoren — und das waren die Vorsteher der zehn Decurien der Ramnes — regierte Jeder, in wechselnder Ordnung, fünf Tage lang und hatte als Jnter- rer die königliche Gewalt und ihre Insignien. Hätte das Volk dazu geschwiegen, so würde wohl gar kein König wieder erwählt sein. Allein es klagte laut über die neue Vielherrschaft und drang mit Gewalt auf die Abstellung derselben. Zugleich regte sich die Stammeifersucht der Römer und Sabiner. Der ganze Streit wurde endlich mit dem Vergleiche geschlichtet, daß die Römer aus dem Stamme der Sabiner wählen sollten. Ihre Wahl fiel auf den durch Frömmigkeit und Weisheit hochberühm- ten Sabiner Numa Pompilius. tz. 12. Auma Pompilius. 715—672. Dieser hatte zwar nicht den kriegerischen Sinn des Romu- lus, aber alle Eigenschaften eines großen Gesetzgebers und eines gerechten und weisen Regenten. Durch seine religiösen Einrich- 8) Eine solche Zwischenregierung wurde Interregnum genannt. t

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 11

1849 - Münster : Coppenrath
11 gos; sie trieb lebhaften Verkehr und war berühmt als uralter Sitz etrurischer Kunst und Religion. Hier herrschte zur Zeit der Ankunft des Äneas in Italien Mezentius. — Im Innern des Landes, auf beiden Seiten der Aurelischen Straße von N. nach S. finden sich folgende Städte: Luca (Lucca), wo Cäsar während des gallischen Feldzuges seinen Winterfitz hatte, gehörte bis auf Augustus zu dem cisalpinischen Gallien. — Pistoria (Pistoja), wo Catilina mit seinem Heere vernichtet wurde. — Fäsulä (Fiesolo) hoch auf einem Felsen gelegen mit der reizenden Aussicht in das Arnothal; Bewunderung erregen auch noch jetzt die Ruinen eines kolossalen Theaters. — F lorentia (Florenz) am Arno, eines der blühendsten Municipien und auch im Mittel- alter von hoher Bedeutung. Hier war die Geburtstätte des Dante, Michel Angelo, Macchiavelli und Amerigo Vespucci. — Arretium (Arrezzo), die Geburtstätte des Mäcenas und des Petrarca. — Clusium (Chiüsi), wo Porsenna herrschte. — Perusia (Perugia), nicht weit vom See Trafimenus, bekannt durch den perusinischen Krieg im Jahre 41 zwischen Antonius und Octavian. — Falerii, deren Einwohner Falisci hießen, lag auf einem steilen Bergkegel und wurde von Camillus er- obert. Westlich von der Stadt soll der berühmte Tempel der Voltumnä gewesen sein, bei welchem die Bundesstaaten Etru- riens gewöhnlich ihre Versammlungen hielten. — Veji (Ein- wohner Vejentes), die größte und mächtigste Stadt Etruriens, welche über 100,000 Einwohner zählte. Nach der Eroberung durch Camillus im Jahre 396 blieb sie öde und unbewohnt bis auf Cäsar, der hier eine Kolonie gründete. 2. Latium. Dieses bildete den Mittelpunkt der römischen Weltherrschaft. Es hatte nicht immer dieselben Grenzen. Das alte Latium (Tatium vetus) erstreckte sich von der Tiber bis zum Vorgebirge Circeji. Seit dem Jahre 338 v. Ehr. aber, als die im Süden und Osten vom alten Latium wohnenden Völker, die Aquer, Her^iker, Vols^r und Aurunker besiegt waren, wurde das unterworfene Gebiet als Fatium novum oder ackieetum mit eingerechnet, so daß Latium sich nun bis über den Liris hinaus erstreckte. Es ist sehr gebirgig und wasserreich. Der Haupt- ' ström ist die Tiber (liblris) und nach dem Po der größte Fluß Italiens. Er entspringt auf den sabinischen Apenninen oberhalb

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 187

1849 - Münster : Coppenrath
187 Erklärung, ob er die Eroberung wieder herausgeben wolle oder nicht. Und als der König durch Ausflüchte auszuweichen suchte, zog der Gesandte um ihn einen Kreis mit den Worten: „Bevor du aus diesem Kreise trittst, mußt du dich entscheiden!" Darüber erschrak der König so sehr, daß er auf der Stelle nachgab. Nach dessen Tode hielten die Römer den eigentlichen Thronerben Demetrius als Geißel zu Rom zurück, und setzten den neunjäh- rigen Antiochus V. ein, um die Vormundschaft über den Unmün- digen führen zu können; aber Demetrius entfloh aus Rom und bemächtigte sich seines Thrones. Ägypten theilten sie unter die beiden Brüder Philometor und Physkon, um das Reich durch Zerstückelung zu schwächen. Durch jene Siege, welche die Herrschaft der Römer im Osten ausbreiteten, war eine außerordentliche Beute in den rö- mischen Staatsschatz zusammengeflossen. Insbesondere hatte Ämi- lius Paulus in seinem prunkvollen Triumphzuge eine so große Masse des geprägten und ungeprägten Goldes und Silbers, der Edelsteine und anderer Kostbarkeiten mit aufgeführt, daß von nun an, zum Nachtheile der Sitten, des Ackerbaues und des häuslichen Glückes, alle Steuern für römische Bürger in Italien hundertvierundzwanzig Jahre hindurch aufhörten. Der dritte punische Krieg. 149—146 §. 45. Karthago's Untergang. 146. Jetzt schien endlich auch die passende Zeit gekommen zu sein, den letzten Schlag gegen das verhaßte Karthago auszufüh- ren. Während des fünfzigjährigen Friedens hatte dieses durch seinen noch immer nicht unbedeutenden Seehandel und durch den Verkehr mit dem Innern Afrika's allmälig sich wieder erholt und- war zu einem Wohlstände gelangt, der die neidischen Blicke der Römer bald wieder auf sich zog. Es beunruhigte sie, diese alte Nebenbuhlerin zu einer neuen gefährlichen Macht aufblühen zu sehen, und schon ließen im Senate Stimmen sich vernehmen, die, um alle Besorgniß für die Zukunft zu heben, Karthago's

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 265

1849 - Münster : Coppenrath
205 Minen, nein, durch alle Maschinen einer förmlichen Belagerung suche Cäsar den Staat zu stürzen. Es ward immer wahrschein- licher, daß Sulla's Prophezeiung an ihm in Erfüllung gehen werde. Das Volk erhob seinen Liebling von Stufe zu Stufe. Im Jahre 63 übertrug es ihm das Oberpontificat, im Jahre 62 die Prätur, und für das folgende Jahr die Verwaltung der Provinz Lufitanien. Der reiche Crassus mußte als Bürge cin- schreiten, damit seine Gläubiger ihm nur verstatteten, Rom zu verlassen; denn er verschuldete ihnen 830 Talente. Auf der Reise dahin sprach er mitten in den Alpen zu seiner Umgebung das Wort: er wolle lieber in einem Alpendorfe der erste, als in Rom der zweite sein. In tapfern Kämpfen gegen die Lusita- nier, die er bis an die Küste des Oceans verfolgte, erneuerte und steigerte er seinen Kriegesruhm. Überdies brachte er ein ungeheueres Vermögen mit nach Rom zurück, wodurch er sei- nen Bewerbungen um das Consulat verstärkten Nachdruck geben konnte. Jetzt strebte er nach dem Confuíate und verband sich des- halb auf das engste mit dem mächtigen Pompejus. Wegen der erlittenen Demüthigung grollte dieser dem Senate und der ganzen Aristokratie; jvon dem neuen Cónsul konnte er die Be- stätigung seiner in Asien getroffenen. Einrichtungen erwarten. Zugleich söhnte Cäsar den unruhigen, über jedes Verdienst eifer- süchtigen Crassus mit dem Pompejus aus, indem er sie auf die Vortheile aufmerksam machte, die ihre Zwietracht ihren Feinden, ihre Eintracht ihren Freunden gewähren müßte, und wie sie, wenn sie alle drei ihre Macht und ihren Einfluß vereinigten, über die Republik nach Gefallen verfügen, ihren Anhängern ge- fällig, ihren Widersachern fürchterlich werden könnten. Cäsar's Vorschlag fand ihren Beifall; und die drei Männer gingen im Jahre 60 eine geheime Verbindung oder vielmehr Verschwörung ein, worin sie sich eidlich verpflichteten, sich gegenseitig in ihren Zwecken und Unternehmungen zu unterstützen und den Staat nach ihrer eigenen Willkür zu regieren '). Dieser „Bund der Klug- heit mit dem Ruhme und Reichthume, durch welchen der Eine ') Societatem cum utroque iniit, ne quid ageretur in república, quod displicuisset ulli e tribus. Suet. Caesar c. 19.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 284

1849 - Münster : Coppenrath
284 §. 67. Casar s Ende, Jetzt kehrte Cäsar als Herr und Gebieter des römischen Reiches nach der Hauptstadt zurück und feierte hier wegen des Sieges bei Munda, wiewohl er über Mitbürger gesiegt hatte, gegen alle alte Sitte und Gewohnheit einen Triumph. Der Senat aber, der ganz aus seinen dienstbaren Geschöpfen bestand, ließ sich zur niedrigsten Schmeichelei herab und überhäufte den Sieger mit unerhörten, zum Theil göttlichen Ehrenbezeugungen. Man begrüßte ihn als Vater des Vaterlandes, decretirte ihm ein Dankfest von fünfzig Tagen, ernannte ihn zum Dictator auf Lebenszeit, zum Consul auf zehn Jahre. Der Ehrentitel Imperator, der in der Regel nur dem siegreichen Feldherrn auf der Wahlstatt verliehen wurde, sollte ihm für immer bleiben und sogar in seiner Familie sich forterben. Außerdem ertheilte man ihm das Recht, alle bisher vom Volke ertheilten Magistrate zu ernennen und Münzen mit seinem Bilde zu prägen. Der frü- Here Monat Quinctilis wurde nach ihm Julius genannt. Er hatte die freie Verwaltung des Staatsschatzes, einen goldenen Sitz im Senate und bei Gericht, eine Statue unter denen der alten Kö- nige, eine unter jenen der Götter, mit der Inschrift: „dem un- überwindlichen Gotte," ferner das Priesterthum, Götterkissen und andere göttliche Ehrenbezeugungen. Über jedem Gipfel bürgen licher und menschlicher Größe erhaben, ließ Cäsar es sich ange- legen sein, die höchste Gewalt nur zum Wohle des Staates zu verwenden, so daß er als Staatsmann und Feldherr gleich be- wundert wurde. Nichts schien dem glücklichen Herrscher mehr zu fehlen, als die königliche Krone; denn alle königliche Gewalt besaß er schon in ihrem ganzen Umfange. Daß er auch nach jener strebte, wurde bald bei einzelnen Vorgängen offenbar. Als er einst bei dem Feste der Lupercalien in einem goldenen Stuhle auf dem Markte saß, näherte sich der Consul Antonius, fiel vor ihm nieder und überreichte ihm ein mit Lorbeer umwun- denes Diadem. Als aber das Volk durch Schweigen seinen Unwillen hierüber deutlich genug an den Tag legte, wies Cäsar das Geschenk zurück, und nun hallte der Markt wieder vom Jubel des Volkes. Noch einmal bot ihm Antonius die Krone an, und noch ein Mal lehnte sie Cäsar unter noch lauterem

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 304

1849 - Münster : Coppenrath
304 tugend der Vorfahren empfänglich. Brod und Spiel (panem et oiro6n868) waren die einzigen Wünsche des nur auf Genuß des Augenblicks bedachten Volkes. Daher fiel es dem klugen Octavian, welcher tiefe Einsicht und Herrschergaben mit Milde, Mäßigung und Beharrlichkeit verband, nicht schwer, die römische Republik in eine Monarchie umzuwandeln, zumal da er hie- bei der verjährten Vorurtheile nach Möglichkeit schonte. Durch Cäsar's Schicksal gewarnt, vermied er sorgfältig alles, wodurch er den Unwillen der Römer gegen sich hätte erregen können. Er ließ den Senat, die Consuln, die Tribunen, kurz alle Wür- den des ehemaligen Freistaates bestehen, doch nur dem Namen nach; der That nach vereinigte er sie allmälig in seiner Person und regierte unumschränkt. Auch nahm er wiederholt den Schein an, als sei er ganz bereit, das lästige Geschäft der Negierung uiederzulegen und in das Privatleben zurückzukehren. Durch die demüthigen Bitten seiner Freunde und Anhänger aber, welche diesen Wunsch wohl zu deuten wußten, ließ er sich jedesmal gern bewegen, dieselbe auf eine bestimmte Zeit, gewöhnlich nur auf fünf oder zehn Jahre, wieder zu übernehmen, bloß um sich dem Vaterlande, wie er vorgab, durch die Übernahme dieser lästigen Bürde gefällig zu erweisen; — ein Gaukelspiel, das er bis zu seinem Tode fortsetzte. Bei aller Machtfülle, die er be- saß, nahm er die bescheidene Miene eines bloßen Bürgers au. Er speisete, wohnte und kleidete sich nicht besser als zuvor; nur umgab er sich zur Sicherheit mit einer Leibwache. Ihm zur Seite standen als Freunde und Rathgeber Agrippa und Mä- cenas, zwei Männer, von welchen der erstere durch seine großen Kriegeskenntnisse, der andere durch seinen Sinn für Künste und Wissenschaften, Beide aber durch große Klugheit und Mäßigung sich allen empfahlen. Octavian wurde bei seiner Ankunft in Rom, die im Ser- tilis (nach ihm Augustus benannt) des Jahres 29 erfolgte, mit den ausschweifendsten Ehrenbezeugungen empfangen. Ihm wurde wegen seiner Siege in Dalmatien, bei Actium und in Ägypten ein dreifacher Triumph bewilligt; und rauschende Feste und

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 305

1849 - Münster : Coppenrath
305 Spiele aller Art schlossen sich an dieses Siegesgepränge. Es herrschte jetzt Friede im ganzen Umkreise des römischen Reiches, und der Tempel des Janus wurde zum dritten Male geschlossen. Der Senat ernannte den glücklichen Sieger zum beständigen Imperator, wie damals den Cäsar, und legte hiedurch den unbeschränkten Oberbefehl über die ganze Kriegesmacht und die Bestimmung über Krieg und Frieden in seine Hand. Daö war der erste Schritt zur Monarchie, der noch in demselben Jahre 29 erfolgte. Um den herabgesunkenen Senat wieder in den Augen des Volkes zu heben und zugleich seinen Einfluß auf denselben zu sichern, ließ sich Octavian im Jahre darauf zum Censor ernennen und nahm als solcher eine Läuterung des Senats (leetio senatus) vor. Außer den unwürdigen Mitglie- dern wurden auch seine Widersacher aus demselben entfernt, und die erledigten Stellen mit seinen Freunden und Anhängern wie- der besetzt. Er selbst wurde unter dem Titel prineops Leimtus zum Oberhaupte desselben ernannt, und dadurch auch die Leitung aller Verhältnisse, über welche der Senat entschied, in seine Hand gelegt. Dieser stand nun allen seinen Wünschen zu Ge- bote. Um seine ehrsüchtigen Plane unter dem Gewände der Mäßigung und der Bescheidenheit zu verdecken, trat der Impe- rator, nach einer Verabredung mit seinen Freunden und Ver- trauten, im Januar 27 in der Senats - Versammlung mit der Erklärung auf, daß er, nachdem er allein vier ganze Jahre hindurch die Regierung geleitet, gesonnen sei, sie niederzulegen und in das Privatleben zurückzukehren. Die Senatoren, welche diese Erklärung zu deuten wußten, warfen sich ihm, wie einem Gotte, der das Geschick der Welt in seiner Hand hält, zu Fü- ßen und baten ihn, er mögte die Republik nicht verlassen, welche er gerettet und noch zehn Jahre die oberste Leitung behalten, um sie vollends zu ordnen. Er ergab sich nach einigem Sträu- den und erhielt dafür aus Dankbarkeit und Schmeichelei den Titel „Vater des Vaterlandes" und „Augustus," d. i. der Geweihte, der Erhabene. Dieser letzte Titel, der auch auf seine Nachfolger überging, umgab ihn mit einem Glanze, welcher etwas Übermenschliches und Heiliges an sich hatte. Im Jahre 23 wurde ihm auch die tribunirische Gewalt auf Lebens- zeit übertragen, die nach altem Gesetze seiner Person völlige Weiter, Geschichte der Römer. 20

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 306

1849 - Münster : Coppenrath
306 Unverletzlichkeit gewährte, so daß von nun an jeder Versuch, den neuen Machthaber zu stürzen, als M a j e st ä t s v e r b r e ch en angesehen und bestraft wurde. Als Inhaber der höchsten Tri- bunengewalt, mit der Vollmacht, seine übrigen Collegen zu wäh- len, war er Vertreter des Volkes, dessen Versammlungen daher immer machtloser wurden. Gleichzeitig wurde ihm für immer die pro con sula rische Gewalt übertragen, durch welche alle Provinzen und deren Statthalter ihm untergeben waren. Im Jahre 19 wurde ihm die wichtige consularische Gewalt auf Lebenszeit übertragen. Mit dieser Würde verband er am Ende des Jahres 13 die durch den Tod des Lepidus erledigte Stelle des Pontifer marimus und des Vorstandes der ver- schiedenen Priestereollegien, wodurch ihm auch der Einfluß zuge- sichert wurde, welchen diese Collegien noch auf die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten haben konnten. So wußte sich der kluge und gewandte Imperator eine Reihe von Jahren hindurch von Stufe zu Stufe hinaufzu- schwingen, bis er den Höhepunkt erreicht hatte, von wo aus er als alleiniger Herr und Gebieter, jedoch unter Beibehaltung der republikanischen Formen, Rom und den Erdkreis regieren wollte §. 72. tteue Einrichtungen unter Augustos. Augustus machte von der höchsten Gewalt, die ihm über- tragen war, einen höchst weisen und gemäßigten Gebrauch und verwandte sie fast einzig zum Wohle des Staates. Unter seinen Einrichtungen sind folgende die wichtigsten: 1. Der Senat, welchen er neu organisirte, bestand aus 600 Mitgliedern, die auch später vom Princeps nicht bloß aus Römern, sondern auch aus Italikern und Provinzialen ernannt wurden. Den senatorischen Eensus setzte er auf 1,200,000 Se- stertien, das Alter auf 25 Jahre fest. Regelmäßig wurden in jedem Monate zwei Versammlungen unter dem Vorsitz des Prin- ceps gehalten, und bei einer Anwesenheit von 400 Mitgliedern war die Versammlung beschlußfähig. Zur Vorbereitung der Geschäfte, die vor den Senat gebracht werden sollten, auch zu ') Lepidi atque Antonii arma in Angustum cessere, qui cuneta discordiis civilibus fessa nomine Principis sub imperium accepit. Tac. annal. I, 1.
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